Nach Beendigung des Krieges stand man auch in Braunschweig vor den Ruinen, die das zwölfjährige Wirken des Nationalsozialismus hinterlassen hatte. Rund
2,3 Millionen Kubikmeter Schutt und Trümmer mussten beseitigt oder wiederverwertet werden. Der von den Alliierten kurz nach Kriegsende wieder eingesetzte
Oberbürgermeister Dr. Ernst Böhme erkannte schon bald die Notwendigkeit einer schnellen Trümmerräumung und so wurde diese bereits wenige
Wochen nach dem Waffenstillstand als kommunale Aufgabe aufgefasst. Böhme selbst war mit gutem Beispiel vorangegangen und hatte mit Hacke
und Schaufel einen Zugang zum Rathaus geschaffen.
Am 17. Juni 1945 war der offizielle Beginn der Trümmerräumung. Natürlich gab es in dieser Anfangszeit weder genug Maschinen noch genug
Arbeitskräfte für dieses enorme Vorhaben. So wurde zu Beginn der Arbeiten lediglich per Hand geräumt, wofür jede arbeitsfähige Kraft notverpflichtet
wurde. Die Trümmer wurden zu Räumstellen verbracht, an denen wiederverwertbares und unbrauchbares Material getrennt wurde. Bis Ende 1946
konnten so rund viereinhalb Millionen Ziegelsteine und 6400 Tonnen Metallschrott geborgen werden. Diese Form der Trümmerbeseitigung lohnte
jedoch schon bald nicht mehr und ging auch zu langsam voran (7000 cbm im Monat). Große Bagger wurden herangeschafft und beherrschten fortan das Bild an
den Ruinen. Da auch auf die Vorsortierung verzichtet wurde, konnten nun zwischen 10000 und 13000 Kubikmeter monatlich geräumt werden. Zwei Firmen wurden
von der Stadt mit der Weiterverwertung der Trümmer zumeist wurden daraus Splitt und Steine gewonnen beauftragt. Großanlagen am Pippelweg
und am Schlossplatz (Bild links) verarbeiteten die herangeschafften Schuttmassen. Zum Transport diente die sogenannte Trümmerbahn
(Bild), eine 1946 errichtete schmalspurige Lorenbahn, deren
Netz sich besonders in der stark zerstörten Innenstadt erstreckte. Nicht mehr verwertbarer Schutt wurde im Gebiet des Kennelbades zur Aufschüttung eines neuen
Bahndamms verwendet. Auch im Bürgerpark und in Kralenriede entstanden später begrünte Schutthügel.
Bis Jahresende 1949 war fast die Hälfte des Trümmermaterials beseitigt (1.011.400 cbm). Die weitere Beseitigung des restlichen Schutts zog sich dann noch bis
Mitte der 1960er-Jahre hin.
Fortschritt der Trümmerräumung zum Jahresende 1 | ||
Jahr | Prozentuale Darstellung | |
1945 | 4,6 % | |
1949 | 45,5 % | |
1951 | 65,1 % | |
1953 | 73,7 % | |
1955 | 83,7 % | |
1957 | 90,8 % | |
1959 | 93,9 % | |
1960 | 97,2 % | |
1963 | 99,7 % |