Die als Dom bekannte Stiftskirche St. Blasii ließ der Welfenherzog Heinrich der Löwe im Jahr 1173 als Grabkirche errichten. Die Schlussweihe der Kirche wurde dann im Jahr 1226 vorgenommen, 31 Jahre nach Heinrichs Tod. Aber auch im Anschluss daran wurde die Basilika mehrfach umgebaut und erweitert. Aus der Anfangszeit erhalten geblieben sind u.a. der sogenannte Marienaltar und der siebenarmige Leuchter.
Für die Nationalsozialisten stellte Heinrich der Löwe einen Vorkämpfer für die Idee des Lebensraums im Osten dar, und sollte entsprechend für Propagandazwecke missbraucht werden. Im Juli 1935 wurde daher eine Öffnung der Grablege im Dom angeordnet, um zu klären ob der ruhmvolle und tragische Vorkämpfer deutscher Volkswerdung und jetzige Nationalheros wirklich dort ruht, wo die im Nationalsozialismus neuerwachte Liebe und Anhänglichkeit des Volkes ihn vermutet. Zur Öffnung des Grabes kam sogar Hitler angereist und zeigte sich überzeugt, dass es sich bei den aufgefundenen Skelettresten um Heinrich und dessen Frau Mathilde handelt. Der Dom sollte fortan als nationale Weihestätte die Deutschen an die Ostkolonisation mahnen. Die erforderlichen Umbauarbeiten wurden zur Chefsache erklärt und dem Architektenpaar Krüger übertragen, das bereits das Tannenbergdenkmal in Ostpreußen entworfen hatten.
Bis zur Umgestaltung des Doms zeigte sich dieser prachtvoll mit neugotischen Fresken ausgemalt. Das Grab Heinrichs
war erhöht und mit einer schmiedeeisernen Umfassung versehen.
Da der Dom Eigentum des braunschweigischen Staates war, konnte bei der Neugestaltung rigoros vorgegangen werden: die alten Fresken
wurden entfernt und durch Malereien (Sgrafitto-Technik) von Heinrich Wilhelm Dohme ersetzt, die szenenhaft den Drang nach Osten symbolisierten.
Der alte Fußboden wurde durch einen neuen mit Schachbrettmuster ausgetauscht. Das Herzogsgrab wurde abgesenkt und mit einer
Granitumfassung versehen, das Gitter wurde entfernt. Im Bereich des Chores wurde unter erheblichem Aufwand eine Gruft zugefügt,
ebenfalls aus Granit. Der Löwenkopf auf dem Schlussstein des Zugangsportals zur Gruft wurde von dem damals bekannten Bildhauer Arno Breker entworfen.
Die farbigen Glasfenster wurden entfernt. Stattdessen wurden einfaches Klarglas eingesetzt - lediglich im Chor waren drei farbige Glasfenster vorhanden.
Fahnen und ein Reichsadler mit Hakenkreuz bildeten den Abschluss des Innenraums.
Die Umbauarbeiten wurden im Jahr 1938 beendet. Die Einweihung erfolgte dann im November 1940 durch Alfred Rosenberg. Der Dom diente in
den Folgejahren als Veranstaltungsort bei nationalsozialistischen Gedenktagen und für Konzerte. Daneben wurden auch angemeldete Gruppen
durch den Dom geführt.
Nach dem Krieg wurden viele der nationalsozialistischen Gestaltungselemente wieder entfernt. Auch das Grab wurde weitgehend wieder in seinen Originalzustand zurückversetzt. Die Granitgruft blieb jedoch bestehen und steht in einem krassen Kontrast zum sonst verwendeten Baustoff Kalkstein. Auch die Bestuhlung wurde von der Weihestätte übernommen. Eine Locke und ein Seidenband, die bei der Graböffnung 1935 als Reliquien entnommen wurden, finden sich heute im Landesmuseum am Burgplatz.